Eine weit überdurchschnittliche Kraft ist für den Leistungstennisspieler von zunehmend hoher Bedeutung, sodass ein regelmäßiges Krafttraining unverzichtbar in den Trainingsaltag integriert werden muss. Das veränderte äußere Erscheinungsbild zahlreicher internationaler Spitzenspieler (aktuell Novak Djukovic und Roger Federer gegenüber früher Bjorn Borg und John McEnroe) verdeutlicht den bereits vollzogenen Wandel des Anforderungsprofils im Herrentennis. Auch im Damentennis deutet der athletische Körperbau von Spielerinnen wie Serena Williams, Samantha Stosur oder auch Andrea Petkovic diese Entwicklung an.
Multiple Regressionsanalysen mit unserem umfangreichen Datensatz zum konditionellen Leistungsprofil von nationalen D-Kaderspielerinnen und -spielern aus dem regelmäßig durchgeführten DTB-Konditdionstest weisen in die gleiche Richtung. Demnach besitzt der Bereich "Power der oberen Extremität" als Leistungsindex, resultierend aus der Handgriffkraft, der Weite im Medizinballwurf und er Aufschlaggeschwindigkeit, den höchsten Aufklärungswert für eine Spitzenposition auf der deutchen Jugendrangliste. Folglich kommt diesem Bereich beispielsweise eine höhere Bedeutung zu als dem Bereich "Laufschnelligkeit und Sprungkraft".
Auch im Freizeit- und Gesundheitssport verdichten sich Indizien, dass ein einseiig nur auf Ausdauertraining ausgerichtetes Gesundheitstraining nicht der Vielfalt an erstrebenswerten orthopädischen und metabolischen Adaptation gerechtd wird. Die positiven Wirkungen einer erhöten Muskelkraft, eines regelmäßigen Krafttrainings bzw. einer Steigerung der Skelettmuskelmasse sollen an folgender Auflistung verdeutlicht werden:
- Verbesserung der Stabilität des Bewegungsapparats und Schutz von Gelenkstrukturen,
- Steigerung von Stoffwechselaktivität und Erhähung des Energieumsatzes auch in Ruhe,
- Voraussetzung für den Erhalt von Lebensqualität im Alter in einfachen Aöötagssituationen,
- Voraussetzung für andere konditionelle Leistungsfaktoren wie Schnelligkeit und Ausdauer,
- Steigerung von Selbstbewusstsein (Sicherheitsgefühl) und Kriterium der Ästhetik.
Unter Kraft wir die Fähigkeit des Nerv-Muskel_Systems verstanden, durch Muskeltätigkeit nennenswerte Eiderstände (< 30% des individuellen Kraftmaximums) zu überwinden (konzentrische Kontraktion), ihnen nachgebend entgegenzuwirken (exentrische Kontraktion) bzw. sie zu halten (isometrische Kontraktion) (Steinhöfer, 2008). Im Tennissport treten vorrangig konzentrisch- und exentrisch-dynamische Formen der Muskeltätigkeit in Erscheinung. Beispielsweise liefern konzentrische Kontraktioneen der Knieglenkstreckmuskulatur die Energie zur Beschleunigung des Spielers beim Sprint zum Ball, während die gleiche Muskulatur das Abbremsen des Spielers vor der Schlagausführung durch exentrische Kontraktionen gewählreistet. Rein isometrische Kontraktionen sind hingegen eher selten. Sie finden sich in Ansätzen und meist nur kurzfristig im Bereich der rumpfmuskulatur zur Stabilisierung des Oberkörpers und im Bereich von finger- und Unterarmmuskulatur zur Griffhaltung und Stabilisierung des Schlägers.
Auf einer weiteren Unterscheidungsebene differenziert man die Kraft in Abhängigkeit von der Intensität und dem zeitlichen Verlauf der Kraftentfaltung, da die Kraftanforderungen in der sportlichen Praxis sehr unterschiedlich sind und folglich auch in Krafttraining verschiedene Belastungsnormative für die Anstrenung der jeweiligen Erscheinungsform empfohlen werden. Im Einzelnen werden folgende Kraftkomponenten unterschiden:
- Maximalkraft: maximal willentlich erzeugte isometrische oder dynamische Kraft,
- Schnellkraft: maximal schneller Kraftansieg zu Beginn (Startkraft) und im Verlauf einer Bewegung (Explosivkraft),
- Kraftausdauer: Ermüdungswiderstandsfähigkeit gegenüber widerholten Krafteinsätzen von 30% der Maximalkraft.